Selbstliebe leben

Kategorie: Gute Beziehungen

Der goldene Schlüssel glücklicher Beziehungen

Einsamkeit ist das Leiden unserer Zeit. Selbst wenn wir von anderen umgeben sind, können wir uns sehr einsam fühlen.

Thitch nhat hanh

„Du kannst deine Beziehungen verbessern, wenn du dich mehr um dich selbst kümmerst!“ Diesen Ratschlag gab ich vor einiger Zeit meiner Freundin Monika.

Ich hatte Monika auf der Geburtstagsfeier eines Freundes kennengelernt. Die Feier fand in seinem Garten statt. Außer ihm und seiner Frau kannte ich niemanden.

Ich ging mit dem Willkommensdrink in der Hand eine Runde im Garten spazieren. An einer Ecke des Gartens steht eine große, alte Eiche. Ich blieb dort eine Weile stehen, bewunderte die Schönheit der lange nach unten hängenden Äste des Baumes und genoss die Verbundenheit mit der Natur.

Eine neue Bekanntschaft

Inzwischen waren einige weitere Gäste eingetroffen. Die meisten waren miteinander bekannt und unterhielten sich angeregt. An einem der Stehtische stand nur eine Frau. Ich ging hin und fragte, ob ich mich zu ihr stellen dürfe.

Sie lächelte und stellte sich als Monika vor. Monika erzählte mir, dass sie mein Schicksal teile und auch Niemanden außer dem Gastgeber kenne. Sie waren miteinander zur Schule gegangen und hatten selten, aber regelmäßig Kontakt.

Wir kamen gut ins Gespräch und führten eine sehr angenehme Unterhaltung. Ich erzählte ihr von meinem Leben und sie berichtete mir von ihrem Mann, ihren zwei Kindern, die inzwischen schon fast erwachsen waren und von ihrer Tätigkeit als Kauffrau für Büromanagement bei einer Steuerberatung.

Unsere Unterhaltung war sehr angeregt. Wir verstanden uns sehr gut und genossen es, uns nicht weiter allein und überflüssig auf der Party zu fühlen.

Sie erzählte, dass sie sich die letzten Jahre vor allem um ihre Familie gekümmert habe. Sie sprach sehr liebevoll von ihren Söhnen und ihrem Mann. Nun, da ihre Kinder weitgehend selbstständig sind, habe sie wieder wirklich Freizeit. Ein Gefühl, das sie seit mindestens 18 Jahren nicht kannte.

Sie sagte mit einem Lachen: „Alle wünschen sich Freizeit und ich weiß eigentlich gar nicht, was ich damit machen solle.“

Unbewusste Unzufriedenheit

Allerdings hörte ich aus ihren Schilderungen auch heraus, dass es in Monikas Leben etwas gab, das sie unzufrieden machte. Vermutlich war es ihr aber selbst gar nicht bewusst, dass sie deswegen unzufrieden war.

Wie gesagt, wir verstanden uns sehr gut. Deswegen erzählte sie auch sehr offen. Ihr Mann, Joachim, sei viel beruflich unterwegs. Sie machen nur selten etwas miteinander. Früher, vor allem vor den Kindern, waren sie viel auf Reisen. Sie gingen oft ins Theater, in die Sauna, unternahmen spontane Kurzurlaube.

Mit den Kindern war das natürlich nicht möglich gewesen. Allerdings hatten sie dann, als die Kinder noch jünger waren, kindgerechte Sachen unternommen. Sie waren im Zoo, in Erlebnisbädern und verbrachten ihre Ferien auf dem Bauernhof oder am Strand.

Inzwischen sind Monikas Söhne 16 und 18 Jahre alt. An gemeinsamen Unternehmungen haben sie kein Interesse. Allerdings haben Monika und Joachim nicht zu ihren früheren Aktivitäten als Paar zurückgefunden.

Stattdessen verbringen sie viel Zeit auf dem Sofa, kümmern sich ums Haus und den Garten, kommen ihren Verpflichtungen nach. Am Wochenende wollen sie sich vor allem vom anstrengenden Berufsalltag erholen.

Ich hörte heraus, dass Monika sehr belastet ist. Sie liebt ihre Familie über alles und kümmert sich von ganzem Herzen um sie. Ihre Kinder brauchen zwar nicht mehr so viel Unterstützung, dafür benötigen nun ihre Eltern immer mehr Hilfe.

Inzwischen ist sie auch wieder Vollzeit Berufstätig. Zudem kümmert sie sich hauptsächlich um den Haushalt und die Organisation Zuhause, da Joachim so viel unterwegs ist.

Der Schockmoment

Nach einigen Gläsern Wein sieht sie mich an und sagt: „Darf ich dir als eigentlich Fremdem etwas sagen, was ich noch keiner Menschenseele erzählt habe?“ Ich sage: „natürlich, was immer du möchtest.“

Sie sagt: „Manchmal wünsche ich mir, einfach meine Sachen zu packen und zu gehen! Ich würde weit wegziehen. Am besten in eine Hütte tief im Wald. Möglichst weit weg von allen anderen Menschen. Es gibt Momente, da habe ich alle Menschen satt. Ich würde mir selbst Obst und Gemüse anbauen und unabhängig leben. Nur ich. Ich müsste keinen Menschen treffen. Ich wäre ganz alleine. Keiner außer mir. Das wäre wunderbar!“

Zunächst bin ich überrascht von der Intensität, mit der Monika gerade gesprochen hat. Offenbar hatte sie den Gedanken nicht zum erste Mal. Nur hat sie ihn vermutlich noch nie ausgesprochen.

In meiner Überraschung fällt mir zunächst nichts Verständnisvolleres ein als: „Ah, das würde ich nicht tun. Ich habe kürzlich zufällig eine Studie gelesen. Schon etwas älter, ich glaube von 2010. Frag mit jetzt bitte nicht nach dem Namen der Autorin[1]. Irgendwas Nordisches. Ich könnte nachschauen. Auf jeden Fall hat sie mit ihren Kolleginnen eine Metaanalyse von Studien zum Zusammenhang von sozialen Beziehungen und dem Sterblichkeitsrisiko gemacht. Das Ergebnis hat mich umgehauen! Sie stellten fest, dass Menschen, die gute soziale Beziehungen haben, also sowohl eine gute Beziehung zu ihrem Partner, überhaupt zu ihrer Familie, Freunde etc. Diese Menschen habe eine um über 7 Jahre höhere Lebenserwartung als Menschen, die nicht über gute Beziehungen verfügen. Der Effekt guter Beziehungen auf die Lebenserwartung sei ebenso groß wie der, wenn du das Rauchen aufgibst und größer als der von Übergewicht und Sport! Also, wenn du dein Leben nicht dramatisch verkürzen möchtest, solltest du dich besser nicht in der Einsamkeit verkriechen.“

Monika sah mich überrascht an und verzog das Gesicht zu einer leicht beleidigten Grimasse. Dann lächelte sie aber wieder und sagte: „Du meinst also, ‚Beziehungen können ihr Leben retten! Fragen Sie Ihren Paartherapeuten!‘“ Wir begannen beide herzhaft zu lachen.

Der Ratschlag

„So ungefähr, ja“ entgegnete ich und entschuldigte mich für meine nicht gerade empathische Antwort. Ich erklärte ihr, dass ich mich als Berater für einen gesunden Lebensstil intensiv und wissenschaftlich mit derlei Thematik beschäftige und deswegen oftmals einfach fachlich-emotionslos reagiere.

„Du bist Berater für einen gesunden Lebensstil? Das ist ja spannend!“ antwortete Monika. Hast du einen tollen Tipp, wie ich es schaffen kann, dass die Beziehungen in meinem Leben – die mir alle sehr wichtig sind, die mich aber manchmal aufzehren – glücklicher machen?“

Ich grinste und sagte: „Natürlich, ja. Der Tipp wird dich aber vermutlich überraschen. Du kannst deine Beziehungen verbessern, indem du dich mehr um dich selbst kümmerst!“

„Das verstehe ich nicht!“ warf sie verwirrt ein.

„Ich erkläre es dir. Seit Jahren kümmerst du dich immer um andere. Egal, ob in deiner Familie um deinen Mann, deine Söhne, deine Eltern oder in deiner Arbeit um die Belange deiner Vorgesetzten. Auch bei der Hausarbeit. Da kümmerst du dich eben um das Haus. Das ist alles gut und wichtig! Und das sollst du alles auch weiterhin tun! Du musst nur anfangen, dich auch um dich selbst zu kümmern.“

„Und wie soll ich das machen?“ fragte Monika.

„Stärke dein Selbstmitgefühl!“

„Selbstmitgefühl?“

„Ja, Selbstmitgefühl, genau. Beim Mitgefühl versetzt du dich in jemanden hinein. Du empfindest seine Gefühle nach und bemühst dich dann, dass es demjenigen besser geht. So machst du es bei deiner Familie. Und genau das gleiche kannst du bei dir selbst machen. Du hörst in dich hinein. Du konzentrierst dich auf deine Gefühle, darauf, was in dir ist. Was dich belastet. Was dir Ängste bereitet und so weiter. Wenn du negative Gefühle erkennst, ihnen Raum gibst, kannst du sie loslassen. Wenn du erkennst, was du benötigst, kannst du dem nachgehen.“

„Okay, klingt ja toll! Und wie kann ich mein Selbstmitgefühl stärken?“ wollte sie wissen.

Der Weg zur Stärkung des Selbstmitgefühls

Selbstmitgefühl hat in vieler Hinsicht etwas Magisches, denn es kann Leiden in Freude verwandeln

Kirstin Neff

„Der beste Weg ist Meditation“ antwortete ich. „Bei der Meditation trainierst du deine Achtsamkeit. Dies erlaubt es dir, deine Gefühle und Bedürfnisse besser wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Und bestimmte Meditationen helfen dir auch gleich, dich von negativen Gefühlen zu befreien.“

„Ich habe noch nie meditiert“ entgegnete Monika. „Ich habe keine Ahnung, wie das geht.“

„Ganz einfach!“ antwortete ich. „Du brauchst nur dein Smartphone und einen ruhigen Ort, an dem du einige Minuten ungestört sein kannst. Bei YouTube findest du zahlreiche geführte Meditationen. Schau mal hier.“

Ich zeigte ihr meinen YouTube-Kanal mit geführten Meditationen.

„Hey, die sind alle von dir? Cool! Und mit welcher soll ich starten?“

„Als erste würde ich dir diese Meditation für Anfängermachen.“ Empfahl ich. „Darin erkläre ich auch, wie du sitzen und worauf du achten sollst. Ein guter Start, um dein Selbstmitgefühl zu stärken, ist diese hier, ‚Befreie dich von deinen Ängsten für inneren Frieden‘. Probier es mal aus. Ich würde mich freuen, wenn du ehrlich berichtest, wie es dir damit geht!“.

„Mache ich“ versprach sie. „Und wenn ich mehr über Selbstmitgefühl wissen will?“

„Dann lies meinen Blog!“ antwortete ich mit einem Grinsen. „Oder, die nimmst das Buch Selbstmitgefühl von Kristin Neff.“

Nachdem die Zeit schon sehr fortgeschritten war, verabschiedeten wir uns. Vorher tauschten wir aber noch Handynummern aus. Ich war gespannt von Monikas Entwicklung zu hören.

Die Veränderung

Gut sechs Wochen später rief sie mich an.

Monika war spürbar gut gelaunt. Sie wirkte außerordentlich fröhlich.

Sie erzählte mir, dass sie gleich am Morgen nach der Feier die Anfängermeditation ausprobiert habe. Es viel ihr sehr schwer, konzentriert zu bleiben. Ständig tauchten Gedanken in ihrem Kopf auf.

„Das ist ganz normal“ warf ich ein.

„Genau“ antwortete sie. „Das sagst du ja auch in der Meditation. Auch nach einer Woche war es noch so. Ich dachte schon, ich bin hoffnungslos, blieb aber dran. Wollte dich ja nicht enttäuschen.“

Ich hörte ein leises Lachen.

„Nach einer Woche wandte ich mich der Selbstmitgefühl-Meditation zu“ fuhr sie fort. „Bereits beim ersten Mal fühlte ich mich danach extrem erleichtert. Ich kann das Gefühl eigentlich gar nicht beschreiben. Irgendwie gelöst. So, als wäre eine Last von mir abgefallen. Ich wiederholte die Meditation mehrmals und probierte auch einige andere aus.“

„Am Anfang glaubte ich, dass sich nichts verändert“ berichtete sie weiter. „Dann merkte ich aber, wie ich in ganz verschiedenen Situation spürte, dass bestimmte Gefühle in mir auftauchen. Beispielsweise, dass ich wütend war, wenn ich mich im Supermarkt an der falschen Kasse angestellt hatte. Oder, dass ich sauer wurde, wenn Joachim mir nicht wirklich zuhörte, weil er auf seinem Handy las. Dies ermöglichte mir aber, dass ich eine emotionale Reaktion wegschieben und stattdessen ruhig und sachlich reagieren konnte. Im Supermarkt sagte ich mir, dass ich ja Zeit habe. Und Joachim konnte ich einfach bitten, das Handy wegzulegen. Er entschuldigte sich und tat es. Danach führten wir ein tolles, intensives Gespräch. Das hatten wir schon lange nicht mehr!“

„Hast du Joachim von deinen Selbstmitgefühl-Übungen erzählt?“ wollte ich wissen.

„Zunächst nicht“ antwortete Monika. „Aber nach ungefähr vier Wochen. Erst war er skeptisch. Dann dachte er einen kurzen Moment nach und meinte, dass ich mich tatsächlich verändert habe. Ich sei gelassener, wirke ausgeglichener und fröhlicher. Und ich spreche Dinge an, die mich stören.“

Anders als Selbstkritik, die fragt, ob wir gut genug sind, fragt Selbstmitgefühl, was gut für uns ist.

Kristin neff

„Hast du das früher nicht getan?“ fragte ich nach.

„Nein, davor hatte ich zu große Angst. Ich wollte niemanden verletzen“ gab sie zurück. Aber dank deiner Meditation, mit der ich mich von meinen Ängsten befreien kann, traue ich mich das nun. Das ist großartig! Zuerst war ich zögerlich. Aber die Menschen reagierten positiv, wenn ich meine Bedürfnisse äußerte. Und Joachim zum Beispiel konnte mir dann auch seine Wünsche mitteilen. Er wollte unbedingt mal wieder in die Oper gehen. Wollte mich aber nicht stressen, weil ich ja mit Familie, Haushalt, Arbeit etc. so belastet sei. Dabei wünschte ich mir das doch auch seit Langem.“

„Und, wart ihr?“ wollte ich wissen.

„Ja, gleich am nächsten Abend. Es war großartig!“ sang sie fast in den Hörer.

„Das heißt, du würdest sagen, dass sich die Stärkung deines Selbstmitgefühls positiv auf deine Beziehungen ausgewirkt hat?“ hakte ich nach.

„Absolut! Ich wollte es zunächst nicht glauben! Wie soll es in Beziehungen helfen, wenn ich mehr an mich denke und an meine Bedürfnisse? Aber dann probierte ich es aus. Es wirkte wunder. Auch mit meinen Eltern und meinen Kindern bin ich viel geduldiger und kann ihnen andersrum sagen, was mir nicht guttut, bzw. was ich mir wünsche. Und dann unterstützen sie mich. Wir gehen viel harmonischer miteinander um. Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll!“

„Danke nicht mir. Danke dir! Danke deinem Selbstmitgefühl! Selbstmitgefühl ist der goldene Schlüssel glücklicher Beziehungen!

Oder:

Kümmere dich um dich selbst, damit du dich um andere kümmern kannst!

Stefan landgraf

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Bis bald

Dein Stefan

P. S. Wenn du meinen YouTube-Kanal SL-Gesundheit – YouTube abonnierst, erhältst du jede Woche eine neue Meditation zur Stärkung des Selbstmitgefühls!


[1] Holt-Lunstad, Julianne; Smith, Timothy B.; Layton, J. Bradley 2010: Social Relationships and Mortality Risk: A Meta-analytic Review; In: Plos Medicine; Volume 7, Issue 7:

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