schreibt man das so? Ich bin mir nicht sicher. So hört man es immer in Filmen. Aber die schreiben meistens Tagebuch. Kein Dankbarkeitstagebuch. Gibt es da einen Unterschied? Ich hab beides noch nicht gemacht? Weder ein normales Tagebuch, in das man schreibt, was man den Tag über so erlebt hat, noch ein Dankbarkeitstagebuch. Gibt es dafür eigentlich Regeln? Kann doch eigentlich jeder machen, wie er will. Soll ja sowieso keiner lesen, das Tagebuch von jemand anderem.
Ich schreibe nun also mein Dankbarkeitstagbuch. Heute zum ersten Mal. War nicht meine Idee. War Karstens Idee. Karsten ist mein Meditationslehrer. Nicht mein Mann. Mein Mann ist Holger. Der meditiert nicht. Holger baut lieber Roboter. Mit Meditation hat er es nicht so. Hatte ich auch nicht. Früher. Bis ich in den Kurs gestolpert bin, also nicht wirklich gestolpert, aber zufällig reingekommen. Das ist eine andere Geschichte. Aber seit dem geh ich regelmäßig zum Kurs. Zu Karstens Kurs.
Der Kurs tut mir wirklich gut. Wenn ich darüber nachdenke, was ich seit dem alles Gutes für mich gemacht habe. Lauter Sachen, die ich früher so nicht hinbekommen hätte. Aber die Meditation hilft mir dabei. Und die Erfahrung im Meditationskurs, dass man jede Gewohnheit ändern kann. Man darf sich nur nicht überfordern. So habe ich es mir angewöhnt, täglich zu meditieren, so habe ich es geschafft, dass ich keine Rückenschmerzen mehr habe. Wichtig ist nur, dass man es jeden Tag macht. Hätte ich früher nicht geschafft. Dank der Erfahrung im Meditationskurs schaffe ich solche Dinge jetzt. Leicht ist es nicht, aber wenn man will, kann man es schaffen.
Ich konnte sogar Holger sagen, was ich mir wünsche. Für die meisten mag das nach nichts Großem klingen. Ich habe es aber in den fast 20 Jahren, die wir davor zusammen waren, nicht geschafft.
Dabei ist es nicht nur für mich gut, dass ich erfahren durfte, wie ich gut mit mir selbst umgehe, wie ich mich selbst liebe. Es hat mir auch geholfen, mich besser um meine Familie zu kümmern. Um meinen Mann und meine Kinder, aber auch um meinen Papa. Als der seinen Herzinfarkt hatte, konnens Mama und ich ihm helfen, besser auf sich zu achten. Ich bin so dankbar, dass es ihm wieder gut geht.
Folge dem Kreis der Selbstliebe für ein glückliches Leben
Dankbarkeit wird präsenter
Für so vieles bin ich dankbar. Nicht nur für meinen Vater. Leider sehe ich das so oft nicht. Das ist wohl der Grund, warum Karsten mir empfohlen hat, ein Dankbarkeitstagebuch zu schreiben. Ich denke beim Schreiben bewusst darüber nach, was mir heute Gutes widerfahren ist. So wird es nochmal präsent für mich. Bisher bin ich oft aus dem Stress des Alltags raus ins Bett gegangen, wach gelegen und meinen negativen Gedanken gefolgt. Die waren da, schrill, laut und bunt, wie die Papageien im Botanischen Garten. Die guten Erlebnisse haben sich versteckt wie ein Chamäleon, verschmolzen mit dem Hintergrund, wurden unsichtbar. Wenn ich sie aufschreibe, zwinge ich sie, sich zu zeigen, ihre Farbe so zu wechseln, dass sie sich vom Untergrund abheben. Jeden Abend wird mir also bewusst, dass doch nicht mein ganzer Tag schlecht war. Ist es meistens ja auch nicht. Das Leben ist zum Glück nicht nur schwarz oder weiß.
Wenn ich doch mal das Gefühl habe, dass alles schwarz ist, hilft mir das Dankbarkeitstagebuch auch. Wenn ich gerade nichts Gutes in meinem Leben sehen kann, kann ich einfach zurückblättern und nachlesen, wofür ich dankbar war, was mich erfreut hat, was mir Gutes widerfahren ist. Das hilft mir zu erkennen, dass es doch auch viel Licht in meinem Leben gibt. Egal ob es die kleinen Dinge sind, die man im Alltag oft übersieht, die einem aber großes Glück bereiten können, die Schönheit, für die man so oft blind ist, ob in der Natur oder in einem Gedicht oder das, was eigentlich das Größte ist, das man sich wünschen kann, das man aber oft nicht genug schätzt, weil man es für selbstverständlich nimmt. Familie, Gesundheit, Freunde. Dabei ist es doch genau das, was am wichtigsten ist.
Wie funktioniert das Dankbarkeitstagebuch?
Ich schweife ab. Obwohl, wahrscheinlich bin ich genau da, wo Karsten mich hinbringen wollte. Ich habe erkannt, welch großes Glück ich in meinem Leben habe, wie gut es mir geht. Und ich habe sogar schon vieles aufgeschrieben. Funktionierst du so, liebes Dankbarkeitstagebuch?
Ist das überhaupt wichtig, wie du funktionierst? Ist es für mich wichtig zu wissen, was Dankbarkeit alles bewirkt? Dass sie Stress reduziert, körperlich und geistig gesund macht, dass sie Beziehungen verbessert und guten Schlaf fördert? Ich denke nicht. Im Gegenteil. Das erzeugt schon wieder Druck. Dabei möchte ich doch gerade das nicht. Machen wir es einfach: Dankbarkeit fördert meine Gesundheit. Oder noch einfacher: Dankbarkeit tut mir gut!
Das sind doch zwei gute Selbstliebe-Sprüche. Die muss ich mir merken. Gut, dass ich sie aufgeschrieben habe.
Ich merke schon, wie gut es mir tut, mir das Gute in meinem Leben vor Augen zu führen und dankbar dafür zu sein. Nun aber zu der Frage, die mir Karsten für das Dankbarkeitstagebuch mitgegeben hat: Wofür bin ich heute dankbar?
Mmhh, gar nicht so leicht. Das sprudelt nicht so leicht aus mir raus, wie das, was ich bis jetzt geschrieben habe. Aber das Schreiben hilft mir beim Nachdenken. Wohl noch ein Grund, warum es gut ist, das Dankbarkeitstagebuch zu schreiben und nicht nur an das zu denken, was am Tag passiert ist. Also, wofür bin ich heute dankbar?
Wofür bin ich heute dankbar?
Es hat mich gefreut, dass Holger das Abendessen heute ausdrücklich gelobt hat und das, obwohl es kein Fleisch gab. Normalerweise macht er das bei Schnitzel oder Frikadellen. Heute gab es Nudeln mit Gemüse und Pesto. Beim Aufstehen sagte er, dass es wirklich gut war. Das ist schön.
Es hat mich beim Abendessen auch gefreut, dass es heute so harmonisch war. Also, es war jetzt nicht so, wie in der Werbung, wo sich alle sagen, wie gut es ihnen geht, wie toll sie sich finden und wie schön die Welt ist. Ist sie auch nicht. Aber jeder hat von seinem Tag berichtet, hat etwas erzählt, hat den anderen zugehört, ohne zu verbessern, zu kritisieren, zu motzen. Das tat gut.
Tatsächlich war es heute auch in der Arbeit gut. Zuerst war es eigentlich nicht gut. Herr Bissing kam aus dem Büro, warf mir einen Aktenstapel auf den Schreibtisch und sagte in barschem Ton, dass die abgeheftet werden müssen. Macht nichts, wenn es schnell geht, schleuderte er mir im Weggehen noch über die Schulter zu. Zuerst war ich so baff, dass ich gar nichts sagen konnte. Dann wollte ich wie immer meinen Ärger einfach hinunterschlucken. Ich kann doch nicht meinem Chef sagen, dass er sich scheiße benommen hat. Darf ich hier scheiße schreiben? Egal. Auf jeden Fall habe ich nachgedacht, während ich die Akten abgeheftet habe. Hatte ja genug Zeit. Ich dachte daran, dass ich für meine Bedürfnisse einstehen muss. Das habe ich dann auch getan. Auf dem Weg zu seinem Büro ist mir das Herz schon in die Hose gerutscht. Hier hat mir mein Liebevolles Wesen geholfen. (Danke, dass du da bist!) Ich habe Herrn Bissing freundlich aber bestimmt gesagt, dass ich immer schnell arbeite und er das auch weiß und dass ich nicht möchte, dass so mit mir geredet wird. Dann bin ich raus. Als ich wieder am Schreibtisch saß, haben meine Hände gezittert. Zwei Minuten später kam er hinterher, hat sich bei mir entschuldigt und mir recht gegeben. Das hat sich wirklich gut angefühlt.
Da fällt mir noch etwas ein, das mir heute Freude bereitet hat. Heute Morgen, als ich das Frühstück vorbereitet habe, habe ich gesehen, wie die aufgehende Sonne auf die bunten Herbstblätter an unseren Sträuchern scheint. Alles hat geleuchtet, wie in Feuer getaucht. Faszinierend und wunderschön! In dem Moment war ich so dankbar, den Selbstliebegarten angelegt zu haben! Noch eine gute Idee von Karsten. Danke auch dafür!
Und danke dir liebes Dankbarkeitstagebuch. Es hat mich gefreut, heute in dich zu schreiben.
„Ich verschreibe dir jetzt Selbstliebe im Garten. Gartenarbeit ist gelebte Selbstliebe“, sagte Karsten, während er Monika mitfühlend über den Rücken streichelte.
„Wie, du verschreibst mir Selbstliebe im Garten?“, fragte Monika und blickte ihn verständnislos an als hätte er ihr eine Frage aus dem Matheabitur gestellt.
Karsten lachte. „Das machen sie in England“, sagte er. Da gibt es sogenannte Social prescribing link workers. Das sind so eine Art Sozialarbeiter für die Gesundheit und die bringen Leute, die unter mentalem Stress leiden in Gruppen, die sich in der Natur bewegen, wandern gehen, Outdoorsport machen oder eben im Garten arbeiten.“
„Und weil ich noch nicht genug Arbeit habe, soll ich jetzt noch mehr im Garten arbeiten?“, fragte Monika. Es klang für sie, als hätte er ihr zu einem schweren Rucksack auf dem Rücken auch noch einen vorne umgehängt.
„Ja, genau“, sagte Karsten mit seinem typischen Lächeln, das Monika immer an einen buddhistischen Mönch denken ließ, ein Lächeln der tiefen Ruhe in sich. „Diese Arbeit wird sich für dich nicht wie Arbeit anfühlen. Sie wird dir guttun, glaub mir.“
Selbstliebe heißt sich nicht zu überfordern
„Wenn ich nur daran denke, den ganzen Garten umzugraben, schreit mein Rücken schon um Hilfe“, sagte Monika, griff sich mit beiden Händen in den Lendenbereich um machte ein Hohlkreuz.
„Gut, dass du es ansprichst. Wie bei allen unseren Übungen gilt: Überfordere dich nicht. Selbstliebe leben heißt auch zu erkennen, wann etwas zu viel ist und dann eine Pause zu machen. Als du zu Meditieren begonnen hast, habe ich dir den Tipp von Chade-Meng Tan gegeben: ‚Ein bewusster Atemzug am Tag reicht‘. Zumindest für den Anfang. Und so ist es auch mit deinem Garten. Such dir etwas, womit du beginnen möchtest, zum Beispiel eine Kräuterschnecke, Beerensträuchern oder ein kleines Gemüsebeet. Nach und nach kannst du mehr in deinem Garten tun. Aber für den Moment reicht das“, sagte Karsten.
Monika dachte an ihre Zweifel, als sie das erste Mal in Karstens Kurs gekommen war. Zufällig. Aber sein Konzept von gelebter Selbstliebe machte sie neugierig. Heute ist vieles, was früher für sie unvorstellbar war, zu meditieren, täglich Gymnastik zu machen, für ihre Bedürfnisse einzustehen, so normal wie Zähneputzen. Ein sanftes Lächeln zog sich über ihr Gesicht. In ihrem Kopf begannen schon die Ideen zu sprudeln als hätte Karsten eine Quelle angestochen.
„Ja, ich glaube, so könnte das gehen. Ich erzähl es dir nächste Woche“, sagte sie.
„Ich freue mich darauf zu hören, was du gemacht hast. Bis dann“, sagte Karsten.
„Bis dann“, verabschiedete sich Monika.
Vorfreude auf den Selbstliebe-Garten
Am nächsten Tag machte Monika pünktlich Feierabend, obwohl es noch ein paar Papiere abzuarbeiten gab. Die konnten warten. Sie hatte gelernt, dass sie sich um sich kümmern müsse, damit sie dann wieder für andere da sein konnte. Das galt auch für ihre Arbeit. Gelebte Selbstliebe half ihr, insgesamt produktiver zu sein – auch, wenn sie sich dafür manchmal Auszeiten gönnte.
Am Abend hatte sie sich noch ein paar Inspirationen zur Gartengestaltung geholt. Tatsächlich fand sie sogar einen Artikel über 12 Kräuter für die Selbstliebe, aber sie wollte das Thema nicht überstrapazieren. Außerdem wusste sie nicht, wie sie die ganzen Kräuter verwenden sollte. Ein kleiner Wasserlauf mit Sitzmöglichkeit nach japanischem Vorbild hätte ihr auch gefallen, war aber für den Anfang etwas zu aufwendig. Also hatte sie sich für Beerensträucher entschieden. Die hätten neben der angeblich beruhigend wirkenden Gartenarbeit den positiven Nebeneffekt, dass sie jedes Jahr gesunde und leckere Beeren bekommen würden. Außerdem würden die Sträucher den alten Maschendrahtzaun verdecken, der ihr noch nie gefallen hatte. So würde ihr jeder Blick in den Garten künftig mehr Freude bereiten.
Beste Pflanzzeit sei im Herbst, der ja bald beginnen würde, im Grunde könne man sie aber immer pflanzen, hatte sie gelesen. Mit zwei Johannisbeersträuchern, einem Himbeer- und einem Stachelbeerstrauch fuhr Monika vom Baumarkt nach Hause. Anstatt dass die Sträucher aus dem Kofferraum gerufen hätten: ‚Wir sind mehr Arbeit für dich. Du musst noch mehr tun‘, hörte sie ein warmes Flüstern: ‚Wir machen deinen Garten schöner.‘ Die verschriebene Selbstliebe im Garten wirkte schon, bevor sie sich überhaupt an die Arbeit machte.
Beeren aus dem Garten schmecken und sind gesund
Am Freitag machte Monika zum Abendessen einen Stachelbeer-Griesauflauf. Natürlich mit gekauften Stachelbeeren. Die Sträucher waren noch nicht gepflanzt, die erste Ernte würde es im nächsten Jahr geben. Monika empfand aber eine Vorfreude, wie sie sie zuletzt mit 13 gespürt hatte, als sie zur Firmung das neue Fahrrad geschenkt bekommen sollte. Diese Vorfreude und das tiefe Empfinden von Glück, das allein die Existenz der Sträucher in ihr auslöste, wollte sie mit der Familie teilen.
„Was ist das?“, fragte Florian, als sie den goldbraunen Auflauf aus dem Ofen holte.
„Stachelbeer-Griesauflauf“, sagte Monika.
„Interessant“, sagte Holger.
„Was sind Stachelbeeren?“, fragte Florian.
„Auch eine Beerenart. Wie Himbeeren und Blaubeeren“, sagte Monika, da sie nicht glaubte, dass Florian an einer tiefergehenden botanischen Erläuterung interessiert war. Die hätte sie auch nur von Wikipedia vorlesen können.
„Sind die sauer?“, fragte Sophie.
„An sich ja“, sagte Monika. „Aber natürlich ist der Auflauf mit so viel Zucker, dass das nicht mehr ins Gewicht fällt.“
„Zucker, Zucker, Zucker“, sang Florian wie Fans in einem Fußballstadion.
„Schön, dass man dich zumindest so dazu bringen kann, nicht bei jedem Essen auf Fleisch zu bestehen“, sagte Monika.
„Ach, jetzt wo du es sagst“, sagte Florian und tat so, als würde er aufstehen und zum Kühlschrank gehen.
„Probier!“, sagte Monika mit gespielt drohendem Gesichtsausdruck.
„Kann man essen“, sagte Florian. Von ihrem Sohn fasste sie das als Kompliment auf.
„Mir schmeckts richtig gut, Mami“, sagte Sophie.
„Mir auch“, sagte Holger.
Monika probierte selbst. Da die Stachelbeeren beim Backen nach unten gesunken waren, schmeckte sie als erstes, den säuerlichen Geschmack der Stachelbeeren, gefolgt von Süße und leichten Zitrusaromen und der Vanille im Gries. Das zweite Glücksgefühl, das ihr der Selbstliebe-Garten bescherte, bevor sie überhaupt einen Schritt in diesen gemacht hatte.
Gemeinsam Selbstliebe leben beim Pflanzen im Garten
Das Gras war noch feucht von der Nacht, die kühle Morgenluft roch nach der Lebendigkeit des neuen Tages. Ein paar Schleierwolken zogen über den schüchtern blauen Himmel. Beherzt trat Monika auf das Schaufelblatt, bog den Stil nach hinten und hob die erste Schaufel voll Erde in den Schubkarren. Schnell folgten weitere und bald war ein Loch, in das der Wurzelstock des ersten Himbeerstrauchs gut hineinpasste, ausgehoben. Holger half ihr, den Stock einzusetzen, hielt ihn vorsichtig oben fest, während Monika den Hohlraum mit Erde füllte und sie ringsum vorsichtig festdrückte. Gleichermaßen gingen sie bei den drei weiteren Sträuchern vor. Zufrieden traten sie einen Schritt zurück und begutachteten ihr Werk. Monika war zufrieden. Sie legte einen Arm um Holgers Hüfte, ging leicht auf die Zehenspitze, gab ihm einen Kuss auf die Wange und sagte: „Danke.“
„Ich hab nicht viel gemacht“, sagte Holger.
„Du hältst mich aus, auch wenn ich verrückte Dinge wie Meditationskurse mache, mich beim Wandern verlaufe oder ich eben einen Selbstliebe-Garten will“, sagte Monika.
„Du hältst mich aus, wenn ich stundenlang im Keller irgendwelchen Metallfreunden mehr Aufmerksamkeit schenke als meiner Familie.
„Ich liebe dich“, sagte Monika.
„Ich dich auch“, sagte Holger.
„Und, hast du mein Rezept eingelöst?“, fragte Karsten als Monika am nächsten Montag den Meditationsraum betrat.
Unwillkürlich begann Monika zu lächeln. Sie nickte. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie gut der Selbstliebe-Garten tut. Dabei habe ich noch gar nicht viel getan.“
Der Selbstliebe-Garten wirkt
„Aber du hast was getan? Ich bin gespannt, erzähl“, sagte Karsten.
„Ich habe nur ein paar Beerensträucher gepflanzt. Mehr nicht. Aber schon fühle ich mich wohler, glücklicher und zufriedener in meinem Garten. Und auch das Pflanzen selbst hat sich nicht angefühlt wie zusätzliche Arbeit, sondern hat richtig Spaß gemacht, wie ein Ausflug mit der Familie oder, wie Meditation. Besonders schön war es, dass Holger mitgemacht hat. Und das ohne, dass ich ihn fragen musste.“
Karsten lachte. „Dann ist der Selbstliebe-Garten ja gut für euch beide. Das ist ja phantastisch. Gartenarbeit ist einfach toll. Sie stimuliert alle Sinne, du bist in der Natur, du bist im direkten Kontakt mit den Pflanzen. So reduziert Gartenarbeit Stress, steigert die Achtsamkeit und beugt durch den Kontakt mit Mikroorganismen Krankheiten vor. Angeblich verbessert sie sogar den Schlaf.“
„Muss ich dazu im Garten schlafen?“, fragte Monika. Beide lachten.
„Ich glaube nicht. Vermutlich reicht die Arbeit“, sagte Karsten.
„Dann freue ich mich schon darauf, das Gemüsebeet anzulegen“, sagte Monika.
„Ist das dein nächster Schritt auf dem Weg zum vollkommenen Selbstliebe-Garten?“, fragte Karsten.
„Ja“, sagte Monika und strahlte. „Und dann eine Kräuterschnecke und vielleicht einen kleinen Wasserlauf und…“
„Ah, ah, ah“, machte Karsten und hob mahnend den Zeigefinger. „Nicht übertreiben. Selbstliebe, nicht Selbstausbeutung. Überfordere dicht nicht. Eins nach dem anderen.“
„Und eins noch“, sagte Karsten. Monika schaute ihn fragend an. Was hatte sie noch falsch gemacht? „Vergiss nicht, die Früchte deiner Arbeit zu genießen. Auch das ist gelebte Selbstliebe!“
„Ich bin dein Liebevolles Wesen. Ich helfe dir, deine Ängste zu überwinden und gebe dir, was du brauchst!“, sagte die Gestalt, die vor Monika stand.
Monika blickte nach unten. Der Felsvorsprung vor ihr wurde immer schmaler, bis er zu einer Brücke zusammenlief, die nur wenig breiter war als Monikas nebeneinandergestellte Füße. Der Abgrund war so tief, dass Monika den Boden nicht erkennen konnte.
Vielleicht lag dies aber auch daran, dass sie sich kaum über den Rand zu blicken traute. Zu groß war ihre Höhenangst. Diese hatte sie seit ihrer Kindheit.
Sie kann sich noch an jedes Detail erinnern. Sie hatte mit ihren Freundinnen im Garten ihrer Großeltern gespielt. Die Frühlingssonne war gerade dabei Pflanzen und Tiere aus der winterlichen Starre zu erwecken und die letzten Schneereste zu schmelzen. Es war der erste richtig schöne Tag des Jahres, der die Kinder wie der Bannspruch einer Hexe nach draußen zog.
Sie spielten Räuber und Gendarmen, jagten sich über die Wiese oder versteckten sich hintern den vielen Obstbäumen und Sträuchern, die ihnen jedes Jahr süße Köstlichkeiten bescherten.
Die Freude vor der Angst
„Ich mag nicht mehr Räuber spielen, lasst uns klettern“, sagte Maria, während sie schon auf einem Ast über dem Kopf ihrer Freundinnen saß.
„Au ja, ich liebe Klettern!“, sagte Jutta und griff mit ihren Händen nach den untersten Ästen. Schnell gewannen die Mädchen an Höhe.
Monika stand noch zwischen den knorrigen Wurzeln des Baumes, die hi und da aus der Erde ragten. Ihre Hände lagen auf den Ästen, an denen auch ihre Freundinnen sich hochgezogen hatten, aber sie wusste noch nicht, wie sie da hochkommen sollte.
„Komm schon hoch Monika!“, rief Maria, die inzwischen gut zwei Drittel der Höhe des Baumes überwunden hatte. „Stütz dich einfach mit den Füßen am Stamm ab und zieh dich mit den Händen hoch. Das ist ganz einfach!“
Ganz einfach, wenn man es kann, dachte Monika. Aber sie wollte nicht doof nach oben blicken, während ihre Freundinnen von oben herab lachten. Sie machte einen Satz, presste das linke Bein gegen den Stamm und zog sich mit aller Kraft nach oben. Nach kurzer Anstrengung gelang es ihr, das rechte Bein über den Ast zu schwingen, an dem sie sich festhielt. Sie zog ihren Körper nach, fand halt und saß schließlich auf dem Ast.
Das Glück des ersten Erfolges zog ihre Mundwinkel nach oben. „Ich komme“, rief sie ihren Freundinnen zu. Nun lagen die Äste enger beisammen. Es handelte sich wirklich um einen guten Kletterbaum. Schnell schloss Monika zu ihren Freundinnen auf.
Die Angst befällt sie
Die vier Mädchen hatten bald einen guten Sitzplatz im Baumwipfel gefunden. Von dort aus konnten sie den gesamten Garten und die Felder ringsum überblicken. Sogar auf den Balkon am Haus von Monikas Großeltern konnten sie von hier aus ohne Probleme sehen.
Sie plauderten und scherzten, neckten sich und lachten zusammen. „Hier oben ist es langweilig, ich will Radfahren“, sagte Jutta und klettere schon wieder nach unten.
„Gute Idee!“, sagte Hilde und folgte ihr. Maria tat es ihr gleich. Schnell hatten die drei den Boden erreicht und rannten in Richtung Einfahrt, wo sie ihre Fahrräder abgestellt hatten.
„Hey, wartet auf mich!“, rief ihnen Monika hinterher. Sie saß immer noch in der Astgabel, die sie gerade noch für den besten Ort der Welt gehalten hatte. So entspannt konnte man darinsitzen, fast liegen und den herrlichen Rundumblick genießen.
Beim Blick nach unten fand sie die Astgabel nicht mehr so großartig. So weit weg vom festen Boden. Und irgendwie auch ziemlich wackelig. Sehr wackelig!
Mit beiden Händen umklammerte sie die Äste. Die Welt verlor ihre Festigkeit. Es fühlte sich an, als zogen Wellen durch sie hindurch, brachten alles ins Wanken, immer stärker, immer heftiger.
Monika konnte sich nicht bewegen. Fester und fester umklammerte sie die Äste, ihre Fingernägel schnitten in die Rinde. Tränen liefen über ihre Wangen. Sie wollte rufen, doch es drang nur leises Wimmern aus ihrer Kehle.
Verfestigung und Übertragung der Angst
Sie konnte nicht sagen, wie lange sie reglos in der Astgabel ausharrte. Irgendwann kamen ihre Freundinnen wieder ums Haus und sahen, dass sie immer noch hoch oben im Baum saß. Auch auf Zurufe hatte Monika nicht reagiert. Deswegen hatten die Freundinnen Monikas Opa geholt, der mit der großen Leiter zu ihr hinaufstieg und sie herunterholte. Es dauerte mehrere Stunden, bis sich die Panik in ihr wieder einigermaßen legte.
Von diesem Tag an hatte Monika Angst vor der Höhe, wobei Höhe eigentlich übertrieben ist. Es bereitete ihr bereits Probleme, auf einen Stuhl oder eine zweistufige Klappleiter zu steigen. Immer wenn die Entfernung ihrer Augen zum Boden größer war als gewohnt, begann sich die Welt aufzulösen, in Wellen und Strudel überzugehen. Monika musste sich dann festklammern, konnte sich nur mit Mühe wieder besinnen und hinabsteigen auf den sicheren Untergrund.
Auch später mit ihren Kindern war es ihr nicht möglich etwas mitzumachen, das mit Höhe zu tun hatte. Sie konnte nicht mit ihnen in einen Kletterwald, auf einen Baumwipfelpfad oder ein Klettergerüst. Nicht einmal auf eine Rutsche konnte sie mit ihnen steigen.
Dabei war es egal, ob der Untergrund wackelig oder stabil war. Auch einen schmalen Weg beim Wandern konnte sie nicht überwenden. Ebenso wenig konnte sie auf einen Aussichtsturm. Alles, was mit Höhe zu tun hatte, wo auch nur im Entferntesten die Möglichkeit bestand, zu fallen, war für sie unmöglich.
Konfrontation mit der Angst
Und nun stand sie da, vor dem Abgrund, so tief, dass sie den Boden nicht erkennen konnte. Nur eine schmale Brücke, kaum so breit wie ein DIN-A4-Blatt. Wäre die Brücke überhaupt stark genug, um Monikas Gewicht zu tragen? Sie wusste, dass ihr Übergewicht eine Gefahr für ihre Gesundheit darstellte, aber an eine einstürzende Brücke hatte sie dabei bislang nicht gedacht.
Auf der anderen Seite der Brücke konnte sie den rettenden Ausgang sehen, der sie ins Tageslicht führen würde. Hinter ihr lag die Höhle, die sie durchquert hatte, ihre Höhle der Angst und des Schreckens. Alles, wovor sich Monika fürchtete, war in dieser Höhle zusammengekommen.
Die Undurchdringliche Dunkelheit, die sich wie ein schwarzes Tuch aus Flies über ihre Augen gelegt und es unmöglich gemacht, irgendwas zu erkennen.
Das Pfeifen und Heulen, das aus allen Richtungen zu kommen schien. Handelte es sich dabei um ein Tier? Fledermäuse? Ratten? Einen Wolf? Oder etwas viel unheimlicheres, unvorstellbares? Monika wollte gar nicht darüber nachdenken.
Zudem hatte es vor allerlei krabbelnden Tieren gewimmelt. Spinnen, die nicht nur versuchten, an Monika emporzuklettern, sondern die auch immer wieder quer durch die Höhle ihr Netze gesponnen hatten, in die Monika blind durch die Dunkelheit ohne Vorwarnung hineinlief. Überall an ihr hingen sie – an ihren Händen, ihren Schultern, ihren Beinen, ihrem Hals, sogar in den Haaren.
Als wäre das nicht schon schlimm genug gewesen, waberte durch die gesamte Höhle der süßlich-fahle Geruch verwesenden Fleisches. Wie viele tote Tieren mochten in der Höhle liegen? Waren es nur Tiere?
All dies hatte Monika hinter sich gebracht, alle ihre kleineren Ängste überwunden. An ihrer größten Angst drohte sie nun zu scheitern. Höhe war für sie unüberwindbar. War es die Höhe oder die Angst zu fallen? Egal. In jedem Fall stand die Angst zwischen ihr und dem Ausgang. Sie musste sich ihr stellen, wollte sie dem Verlies des Schreckens entkommen.
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Die Angst wird übermächtig
In winzigen Tippelschritten bewegte sich Monika in Richtung der Brücke. Der Abgrund links und rechts davon wurde immer größer. Ihre Hände hatte sie zur Seite gestreckt, griff immer wieder aus, als suche sie Halt. Halt, den es nicht gab. Neben ihr war nichts als Leere.
Tränen stiegen Monika in die Augen, sie stieß ein leises Wimmern aus. Unkontrolliert. Eine nicht unterdrückbare Reaktion ihres Körpers.
Verzweiflung breitete sich in ihr aus. Sie begann zu zittern, zu schwitzen, zu hyperventilieren. Sie spürte ihr Herz bis unter ihr Kinn schlagen.
Wie sollte sie das nur schaffen? Wie sollte sie nur ihre unendliche Angst vor der Höhe überwinden, auf dieser schmalen Brücke? Sie musste doch aus dieser Höhle kommen? Nur wie?
Sie hatte den Impuls sich einfach zu setzen, sich zusammen zu kauern wie ein Embryo, sich zu verpuppen in einem eingebildeten Kokon und einfach der Welt zu entfliehen.
Das Liebevolle Wesen
Gerade als sie zu Boden gehen wollte, sah sie einen Lichtschein vor sich. Es war nicht das Licht des Höhleneingangs. Es hatte einen unnatürlichen, hellblauen Schimmer.
Die Intensität des Lichts änderte sich immer wieder leicht. Es schien, als würde das Licht atmen, atmen in einem ruhigen, entspannten und ausgeglichenen Rhythmus.
Monika richtete sich wieder auf, konzentrierte sich auf das Licht. Unwillkürlich passte sie ihren Atem dem Rhythmus des Lichts an. Langsam floss ihr Atem. Sie spürte, dass sie ruhiger wurde. Das Zittern ließ nach.
Plötzlich nahm sie wahr, dass es sich nicht nur um ein Licht handelte, das vor ihr erschienen war. In der Mitte des Lichts erkannte sie eine Person.
Nein, es war keine Person. Das Wesen war größer als ein Mensch. Es schien einen Mantel gekleidet zu sein. Einen Mantel mit Kapuze. Nein, es war kein Mantel. Vielmehr wirkte es wie eine Kutte, eine Mönchskutte.
Die Mönchskutte wehte sanft hin und her als würde ein lauer Sommerwind sie bewegen. Jetzt registrierte Monika, dass weder Hände noch Füße aus Kutte ragten. Waren sie verdeckt oder hatte das Wesen keine?
Unter der Kapuze erkannte Monika ein Gesicht. Es schien das Gesicht einer Frau zu sein, einer jungen Frau. Kinn und Kiefer waren sanft gerundet, die Wangen leicht geschwungen wie die Flügel eines Vogels.
Die Augen lagen tief in ihren Höhlen, dunkel wie der Nachthimmel. Dennoch schienen sie zu strahlen. Konnte schwarz strahlen?
So ein Wesen hatte Monika noch nie gesehen. Sie überlegte, ob es sich um den Tod handelte, der sie nun holte. Dennoch verspürte sie keine Angst. Im Gegenteil, sie wurde immer ruhiger und entspannter. Ihr war, als würde sich Wärme in ihr ausbreiten, eine Wärme, die tief aus ihrem Inneren kam.
„Wer bist du?“, fragte Monika.
„Ich bin dein Liebevolles Wesen. Ich bin deine Selbstliebe!“
Deine Angst lähmt dich, lässt dich erstarren. Deine Selbstliebe lässt dich handeln, lässt dich die Zukunft erschaffen, die du dir wünschst.
Das Liebevolle Wesen hilft die Angst zu überwinden
„Woher kommst du?“
„Ich komme aus deinem Inneren, ich bin immer da, ich bin für dich da, ich helfe dir.“
„Warum habe ich dich noch nie gesehen?“
„Weil ich zu schwach war. Ich war nur ein schwaches Glimmen in deinem Herz. Deine negativen Gedanken waren zu stark.“
„Warum bist du dann jetzt hier?“
„Du hast deine Achtsamkeit und dein Selbstwohlwollen gestärkt, hast gelernt, Leid zu akzeptieren. Du hast gelernt, dich selbst zu lieben. Mit all dem hast du deine Selbstliebe gestärkt, hast du mich gestärkt. Nun bin ich stark genug, für dich da zu sein, dir zu helfen.“
„Hilfe kann ich gerade gut gebrauchen. Ich habe solche Angst vor diesem Abgrund.“
„Ich weiß, ich bin für dich da, ich helfe dir.“
Monika spürte, dass es um sie herum wärmer wurde, als würde jemand einen Arm um sie legen, sie halten, sie umarmen.
„Wie kannst du mir helfen? Du kannst mich doch nicht halten“, sagte Monika.
„Das ist richtig. Ich gebe dir Mut und spreche dir gut zu. Ich helfe dir zu handeln, denn das ist das entscheidende. Deine Angst lähmt dich, lässt dich erstarren. Deine Selbstliebe lässt dich handeln, lässt dich die Zukunft erschaffen, die du dir wünschst.“
Der Weg aus der Angst
„Schau nur mich an und setze langsam einen Fuß vor den anderen. Ich bin bei dir!“, sagte das Liebevolle Wesen.
Monika holte tief Luft, setzte dann ihren linken Fuß nach vorne. Ihr Fuß stand nun direkt am Übergang zur Brücke. Gleich würde sie den breiten, sicheren Untergrund verlassen.
„Trau dich, ich bin da“, sagte das Liebevolle Wesen.
Monika setzte den rechten Fuß nach vorne. Sie bewegte sich langsam und bedächtig, wie in Zeitlupe.
Obwohl sie nun auf der kaum 30 cm breiten Brücke stand, war sie ruhig. Kein Zittern, kein Schwitzen. Sie lächelte ihr Liebevolles Wesen an, blieb mit ihrem Blick fest in dessen Gesicht.
Schritt um Schritt arbeitete sie sich nach vorne.
Als sie etwa ein Drittel der Brücke gegangen war, fühlte sich Monika leicht und frei. Sie hatte Mut gefasst, beschleunigte ihre Schritte. Links, rechts, links ging sie weiter. Dann setzte sie ihren rechten Fuß zu nah an die Kante der Brücke. Sie rutschte ab, ihr linkes Bein knickte ein.
Ruckartig warf sie ihren Oberkörper nach vorne, stützte sich mit beiden Händen auf der Brücke ab, konnte sich gerade noch halten.
Ihr Atem setzte einen Moment aus, bevor er wieder zu einem Hyperventilieren wurde. Blutdruck und Puls schnellten in die Höhe, ihr Herz schien aus ihrem Körper springen zu wollen. Tränen rannen über Monikas Wangen.
Dein Liebevolles Wesen ist in der Angst bei dir
„Alles ist gut, du bist sicher. Du schaffst das. Ich bin bei dir“, hörte sie die Stimme des Liebevollen Wesens.
Sie hob den Blick, sah wieder in das Gesicht des Liebevollen Wesens.
„Sieh mich an“, sagte es. „Schau mir in die Augen und vertraue mir. Ich lasse dich nicht allein. Lass uns gemeinsam drei tiefe Atemzüge nehmen. Sie werden dich beruhigen.“
Gemeinsam mit dem Liebevollen Wesen atmete Monika dreimal tief ein und aus. Sie spürte, wie sich ihr Herzschlag wieder verlangsamte, die Intensität nachließ. Ruhe breitete sich in ihr aus, ihr Körper entspannte sich.
„Zieh dein rechtes Bein wieder hoch und richte dich langsam auf. Du kannst das“, sagte es.
Behutsam tat Monika wie ihr geheißen. Ganz langsam richtete sie sich auf. Ihr Blick blieb bei ihrem Liebevollen Wesen.
„Vergiss die Achtsamkeit nicht. Ein achtsamer Umgang mit dir und deiner Umgebung ist ebenso wichtig wie die anderen Elemente der Selbstliebe. Achte auf dich, achte auf den Weg.“
Monikas Angst war nicht verschwunden, aber sie war von einem Ungeheuer, das alles und jeden dem Erdboden gleich macht, zu einem angeketteten Schäferhund geworden, der aufmerksam in der Ecke sitzt, bei Gefahr Laut gibt und ansonsten seinem Frauchen aufs Wort folgt.
Neuer Mut
Das Liebevolle Wesen hatte Recht. Monika war übermütig geworden, hatte nicht mehr auf den Weg geachtet. Dabei war dies das erste, das sie in ihrem Meditationskurs gelernt hatte: Achtsamkeit, die Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt.
Als sie wieder aufrecht auf der Brücke stand, schloss sie ihre Augen und machte sie einen tiefen, bewussten Atemzug. Sie öffnete die Augen wieder, richtete den Blick auf ihre Liebevolles Wesen und ging weiter.
Bei jedem Schritt setzte sie ihren Fuß ganz bewusst auf den Boden. Erst wenn sie sicher stand, hob sie den anderen Fuß nach vorne und setzte dann diesen ebenso auf.
Schritt für Schritt arbeitete sie sich weiter. Die Sicherheit kehrte zurück, dennoch behielt sie ihre Achtsamkeit bei.
Mit jedem Schritt fühlte sich Monika mehr mit ihrem Liebevollen Wesen verbunden. Sie spürte seine Wärme, seine Präsenz, seine Liebe. Sie fühlte sich sicher und geborgen.
Monikas Angst war nicht verschwunden, aber sie war von einem Ungeheuer, das alles und jeden dem Erdboden gleich macht, zu einem angeketteten Schäferhund geworden, der aufmerksam in der Ecke sitzt, bei Gefahr Laut gibt und ansonsten seinem Frauchen aufs Wort folgt.
Mit den kleinen Schritten schaffte es Monika schließlich über die Brücke, die in ein breites Plateau vor dem Höhlenausgang überging. Ihr Liebevolles Wesen umfing sie, schenkte ihr eine liebevolle Umarmung, bevor Monika durch es hindurchglitt und auf den Ausgang zusteuerte.
Erfüllt vom Glück, zufrieden und Stolz verließ Monika die Höhle und trat auf eine saftig grüne Wiese, auf der Tulpen, Primeln und Narzissen in ihrer ganzen Farbenpracht erstrahlten. Die Sonne strahlte ihr ins Gesicht, der frische Duft der Blumenwiese stieg in ihre Nase. Sie atmete tief ein, schloss die Augen, genoss den Moment und war einfach glücklich.
Zurück in ihre Umgebung
„Bereite dich langsam darauf, vor, diese Meditation zu beenden“, sagte Karsten. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: „Und wenn du so weit bist, kehre wieder ganz in deine Umgebung zurück.“
Monika öffnete die Augen, nahm das Gelb, Grün, Rot und Blau der Gebetsfahnen an den Wänden wahr. Langsam wurde sie sich gewahr, wo sie war: Im Kursraum des Meditationslehrgangs. Um sie herum saßen im Halbkreis neun andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer, im Zentrum des Halbkreises saß Karsten, der Meditationslehrer. Er lächelte in die Runde.
Monika blinzelte noch einige Male, um sich wieder an die Helligkeit zu gewöhnen, streckte ihre Arme so weit sie konnte nach oben, holte noch einmal tief Luft. Sie fühlte sich ein wenig müde, vor allem aber leicht und wohl, genoss den Moment.
„Meditationen wie diese“, hörte sie Karstens Stimme, „in denen ihr mit euren schlimmsten Ängsten konfrontiert werdet, können euch helfen, eure Ängste zu überwinden. Je öfter ihr dies wiederholt, desto kleiner wird eure Angst. Das Liebevolle Wesen kann euch auch im Alltag helfen. Ihr wisst nun, wie euer Liebevolles Wesen aussieht und könnt es in eurem Geist immer zu euch holen, wenn ihr euch in einer herausfordernden Situation befindet. Es ist immer bei euch. Bis zum nächsten Mal. Liebt euch selbst!“
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